Antibiotic Stewardship

Unter dem Begriff „Antibiotic Stewardship“ (ABS) werden Bemühungen und Maßnahmen zusammengefasst, die einer Verbesserung der Antibiotikaverordnungspraxis sowohl in der stationären wie auch in der ambulanten Versorgung dienen. Eine gute Antibiotikaverordnungspraxis umfasst beispielsweise, dass Antibiotika nur dort eingesetzt werden, wo sie therapeutisch oder prophylaktisch indiziert sind und dass die Antibiotikaregime hinsichtlich der Auswahl des Antibiotikums, der Applikationsart, Dosierung, Dosierungsintervall und der Dauer der Therapie bzw. Prophylaxe optimiert werden. Dadurch soll einerseits der individuelle Nutzen für den Patienten (adäquate Behandlung von Infektionen, Minimierung unerwünschter Wirkungen) verbessert und andererseits der Selektionsdruck auf die Bakterienpopulationen und die Kosten für das Gesundheitssystem minimiert werden. Dies erfordert eine systematische Herangehensweise, in der verschiedene Aktivitäten und Maßnahmen in sinnvoller Weise miteinander koordiniert werden z.B. sog. Antibiotic Stewardship (ABS)-Programme oder Antibiotikamanagementsysteme. In der deutsch-österreichischen S3-Leitlinie „Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotikaanwendungen im Krankenhaus" werden die wesentlichen Eckpunkte von ABS bzw. ABS-Programmen definiert und ausführlich beschrieben. Diese beinhalten die Schaffung und Aufrechterhaltung von bestimmten organisatorischen und strukturellen Voraussetzungen wie z.B. die Etablierung eines multidisziplinären ABS-Teams und die Verfügbarkeit von Daten zu Infektionserregern, Antibiotikaresistenz- und -verbrauch aber auch spezifische Maßnahmen wie z.B. die Bereitstellung und Anwendung von lokalen Therapieleitlinien. Im Rahmen der sog. „ABS-Initiative“ werden strukturierte Fortbildungszyklen angeboten, um Ärzten und Apothekern die Möglichkeit zu geben, sich gezielt und effizient in diesem Bereich weiterzubilden. Um dem großen Bedarf in diesem Bereich nachzukommen, wurden darüber hinaus noch weitere Fortbildungsmöglichkeiten geschaffen.
Auf EU-Ebene wurde im Jahr 2017 von der europäischen Kommission die „EU-Leitlinie zum umsichtigen Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin„ herausgegeben mit dem Ziel Aufbau und Durchführung von Strategien zur Eindämmung von Antibiotikaresistenzen zu unterstützen. Hier werden Maßnahmen, Aktivitäten und Verantwortlichkeiten der Stakeholder verschiedener Ebenen des Gesundheitssektors und der Politik beschrieben.

Die Surveillance von Antibiotikaverbrauch sowie Antibiotikaresistenz und nosokomialen Infektionen sind wichtige Komponenten für Etablierung und Durchführung von ABS. Die Surveillance-Daten liefern maßgebende Informationen zur Einschätzung der aktuellen Situation und dienen somit als Grundlage und Ausgangspunkt für Entwicklung, Planung und Fokussierung von Maßnahmen. Ein kontinuierliches Monitoring ermöglicht die Beurteilung der Entwicklung über die Zeit sowie die Evaluierung von Interventionsmaßnahmen (z.B. die Restriktion des Einsatzes bestimmter Antibiotika). Unter bestimmten Voraussetzungen kann auch ein Benchmarking nützliche Hinweise zur Optimierung der Antibiotikaanwendung geben. Die Surveillancedaten liefern somit wichtige Kenngrößen für die Durchführung eines effektiven Antibiotikamanagements. Darüber hinaus trägt die regelmäßige Rückspiegelung des Antibiotikaverbrauches an die Kliniker dazu bei, die Aufmerksamkeit im Hinblick auf einen rationalen Antibiotikaeinsatz zu erhöhen und somit die leitliniengerechte Verordnung von Antibiotika zu fördern.